In zwei Monaten in Neuseelands drittgrößter Stadt habe ich unzählige Kilometer und Tiefenmeter zurückgelegt. Was sind aber die besten Spots in und um die Stadt? Ich war im Adventure Park, Victoria Park, auf den Port Hills, in Craigieburn und auf dem Mt Hutt unterwegs. Näheres zu den Orten gibts im Text. Wie immer empfehle ich die App Trailforks und den Austausch mit Locals zum Finden der Strecken.

1. Christchurch Adventure Park

Da ich nicht zum Graveln in Neuseeland bin, bezieht sich dieser Text natürlich ausschließlich auf Mountainbike Spots. Einen Tag nach unserer Ankunft bei der überaus herzlichen Familie Geary, bei der Felix und ich in der Garage hausten und im Bauunternehmen aushalfen, besorgten wir uns einen Dreitagespass für den Christchurch Adventure Park, den wir nach dem ersten Wochenende auf einen Sommersaisonpass aufstockten.

Einige gegensätzliche Meinungen über den liftunterstützten Bikepark Christchurchs hatten wir schon gehört. Nach einem Waldbrand, der einen Großteil der Strecken und den Lift zerstörte, ist der Park aktuell noch im Wiederaufbau. Die Anzahl der Strecken war am Anfang unserer Zeit in der Stadt echt überschaubar mit einem Flowtrail, einer Downhillstrecke und einer Strecke die irgendwo dazwischenlag. Die staubigen Bedingungen waren allerdings echt geil!

Als nach und nach mehr Strecken fertiggestellt wurden, hatte der Park mit dem Track Airtearoa auch eine echt geile Jumpline. Auch wenn die erst bis zur Mitte des Hangs wiederaufgebaut war, lässt sich nur erahnen wie geil die ganze in den Bäumen gewesen sein muss. Ein großes Problem ohne die Bäume war auch der ständige Wind, der in der Küstenstadt herrscht und das Befahren der im Freien gelegenen Strecken teilweise erschwert oder unmöglich macht.

Die zwei Downhillstrecken im Wald sind meine persönlichen Lieblinge des Parks, da sie auch bei allen Bedingungen zu fahren sind. Allerdings sind alle Strecken so sehr eingefahren, dass sie im Trockenen echt keine große Herausforderung sind. Im Nassen sind die meisten Strecken des Parks meist geschlossen um die Strecken und Fahrer vor Schäden zu schützen, was langfristig aber keine Lösung darstellt, wenn der Park bei jedem Regen für ein paar Tage nicht befahrbar ist. Mit 450$ war der Liftpass für 2 Monate und 108 Liftfahrten auch gut investiertes Geld!

2. Victoria Park

Der Victoria Park ist wahrscheinlich der Liebling der Christchurch Locals. Auf den Port Hills direkt neben dem Adventure Park gelegen umfasst er Unmengen an Trails, die teilweise schon Jahrzehnte bestehen. Wir nutzten den Park meistens als letzte Abfahrt nach einem Tag im Bikepark, da dieser mit nur einem kleinen Uphill nach der Liftfahrt zu erreichen ist. Einen besonders guten Uphill gibts innerhalb des Parks nicht, deshalb blieb es in der Regel bei einer Abfahrt am Tag.

Sich hier zurechtzufinden war auch nicht immer gerade einfach und ich bin wahrscheinlich kein einziges Mal eine  Strecke genau wie beim letzten Mal gefahren auf Grund der unzähligen Linien. Meine Lieblingsstrecke hier war „Lava Flow“, auf der auch ein National DH Rennen Neuseelands stattfand.

3. Port Hills

Entlang der Port Hills südlich von Christchurch ziehen sich auch von der Stadt unterhaltene Trails, die aber eher XC Style haben. Für eine landschaftlich reizvolle Feierabendrunde ist das aber perfekt!

4. Craigieburn

Nur eineinhalb Stunden westlich von Christchurch in Richtung Arthurs Pass liegen einige Club Ski Fields, der Name Craigieburn ist aber der, den man immer in Verbindung mit den dortigen Trails hört. Und es sollen ein paar der besten Trails Neuseelands sein. Wie immer fanden wir mit Hilfe von Trailforks die Traileinstiege und konnten ein paar echt geile waldige Trails fahren. Alles war hier natürlicher als in der Stadt, es gab Unmengen an Wurzeln und frischem Boden.

Am Nachmittag lud uns Joseph zum Shuttlen ein. Seine Freundin fuhr uns mit seinem Pickup 500 Höhenmeter hoch und wir konnten Cockayne Alley in seiner vollen Pracht genießen. Das Stück oberhalb der Bäume war ein flowiger Sprungtrail durch Steppengras, im Wald wurde der Trail zum wahrscheinlich steilsten Wurzelteppich, den ich je unter den Stollen hatte. Ein Sturz war für jeden von uns obligatorisch.

Der Klassiker in Craigieburn ist nach Josephs Empfehlung der Edge Track, weshalb wir ohne Vorbereitung und fast ohne Essen eine Nacht im Van verbrachten und morgens den Aufstieg machten. Der Track war am Hang eines Tals gelegen und ging teilweise über Geröll, war aber nicht außerordentlich gefährlich. Da hatte ich auf der Horizontale in Jena schon adrenalinreichere Momente.

An sich ist Craigieburn aber der absolut natürlichste und atemberaubendste Spot der bisherigen Reise und bietet rundherum noch ein paar Attraktionen wie die Castle Hills oder den Cave Stream.

5. Mt Hutt

Ebenfalls bekannt für Wintersport ist der Mt Hutt, der wiederum eine Stunde südlich von Craigieburn liegt. Das Angebot eines Shuttle Tags für 40$ schlugen wir nicht aus und kurvten dorthin. Bezahlt und hinein in die mit maximal 10 Mann besetzten Vans. Es gab echt unzählige natürliche und auch angelegte Strecken, auf denen man sich erstmal zurechtfinden musste. Scheint als wären die Locals hier sehr aktiv, was den Streckenbau und die -pflege betrifft. Erreichbar sind die Trails natürlich auch ohne Shuttle über deie Schotterstraße, die zum Skigebiet führt. Der Scotts Saddle, der noch über den Bikepark Strecken liegt, ist die zusätzlichen Höhenmeter auf jeden Fall wert! Steinige Switchbacks mit dem Blick über die Canterbury Plains belohnen jede Kurbelumdrehung.

Wie üblich war es echt einfach beim Radfahren neue Freunde zu finden und sich mal der einen oder anderen Gruppe anzuschließen, die uns wiederum nicht ausgeschriebene Trails zeigten. Und die Shuttle Fahrer gingen auch auf die Wünsche der Fahrer ein, sodass ich einmal mit ein paar anscheinend eher versierteren Rennfahrern sonstwohin gefahren wurde.

Der dortige Trail auf einem Bergkamm wurde auf enduro-mtb.com so beschrieben: „To put it simply, the top part of this trail was far too gnarly to be raced especially so in the slick conditions. I struggled to walk down, let alone ride, the entire trail has a percentage decrease of -28%!“. Und der Typ, der ihn gebaut hat, meinte auf dem Hochweg diese Strecke sei schwieriger als alle DH Worldcup Strecken. Und es war wirklich das allerkrasseste, was ich in meinem Leben gefahren bin. Noch 2 Stunden danach merkte ich wie das Adrenalin meinen Körper im Griff hatte. Immerhin haben die Locals mich gefeiert als sie gesehen haben, dass ich die Schlammrinne mit einem Semislick Reifen am Hinterrad gemeistert habe.

Christchurch und die nähere Umgebung ist es meiner Meinung nach auf jeden Fall wert mit dem Bike zu bereisen. Als Stadtbewohner lassen die Möglichkeiten für den Feierabend echt wenige Wünsche offen. Und für echte Backcountry Abenteuer bieten sich die Berge am Ende der Canterbury Plains an, wobei Craigieburn noch etwas uriger ist. Die Anreise beträgt auch nur eineinhalb Stunden. Optimal wäre es natürlich immer sich die Gegenden von den Locals zeigen zu lassen.

Danke fürs Lesen und viel Spaß beim Planen deines Trips,

Overmountain Oliver