Eine Location, von der wahrscheinlich jeder schon mal gehört hat ist Queenstown. In wilden Vanzacs Videos oder Bernhard Kerr Edits sieht man aber meistens nur eine Seite des Mountainbike Paradies in den Southern Alps. Ich stelle hier meine Highlights vor. Inhalt: Skyline MTB Park, Fernhill Loop, Wynyard und Dreamline, Coronet Peak, 7 Mile Bikepark. Um die Trails sicher zu finden empfehle ich die App Trailforks oder den Austausch mit Locals.
1. Skyline MTB Park
Klar, der im Stadtkern Queenstowns liegende Bikepark ist Nummer 1 Anlaufpunkt für Neuseeländische DH Weltcupfahrer und auch nicht ohne Grund. Etwa die Hälfte der Strecken sind als Grade 6 Trails (höchste Schwierigkeit) gekennzeichnet. Und auch auf Grade 3, was in Deutschland ein super Flowtrail ist, muss man den Lenker hin und wieder mal festhalten. Auf dem Originals Track kann man auf mittelgroßen Sprüngen und vielen Kurven seinen Flow finden und auf der berühmten Huck Yeah Jumpline seinen inneren Schweinehund überwinden und mit offener Bremse über 10 Meter lange Tables fliegen.
Steil und technisch können die Kiwis auch, da lässt der Park wohl echt keine Wünsche offen. Auf Trails wie Killer Bee war die Chickenline schon einen Trackwalk wert.
Die Infrastruktur im Skyline Park ist allerdings etwas langsam, weil die Gondeln ebenfalls von Fußgängern benutzt werden, die einmal für die Aussicht oder einen 15m Bungeesprung nach oben fahren. Da kann es zur Primetime schonmal vorkommen, dass nur jede 8. Gondel für Radfahrer genutzt wird, die dann entsprechend mehr Zeit mitbringen müssen. 45 Minuten Wartezeit waren bei drei eingeparkten Reisebussen auf jeden Fall keine Seltenheit. Da ich nur einen Dreitagespass für den Park hatte, wollte ich natürlich so viele Fahrten wie möglich machen, war Mittags teilweise etwas frustriert, nachmittags hat sich die Situation dann wieder gelockert. Mehr als 10 Downhills werden aber sowieso schon hart für die Unterarme. Im Sommer hat der Lift auch bis 19 Uhr (7:00pm) geöffnet, was die ganze Sache wahrscheinlich entspannt, in der Nebensaison nur bis 17 Uhr (5:00pm).
2. Fernhill Loop
Vom Skyline Park aus ist auch der ziemlich bekannte Fernhill Loop erreichbar, auf dem Freeride Legende Kelly McGarry kurz vor Erreichen des Downhills an einem Herzinfarkt starb. Der Uphill vom Skyline Park aus, der entweder per Lift oder ganz Enduro Style per Forststraße erreicht werden kann, ist ziemlich beschwerlich auf dem originalen Fernhill Loop Track. Besser ist der „Beached As“ Trail, der sich recht allmählich mit ein paar lustigen Downhills über die Baumgrenze und dann wieder durch einen urigen Wald schlängelt.
Vorbei am McGazza Gedenkstein bietet der „Giant Table in memory of a Giant Man“ auf der Spitze des Fernhills einen Hammer Ausblick über Queenstown und eine amtliche Picknickgelegenheit. Von dort aus gibt es 2 Möglichkeiten bergab bis zum Wynyard: den Fernhill Loop oder den Salmon Run.
Der Fernhill Loop ist ein superschneller, ziemlich breiter Trail mit einigen Offcamber Sektionen und ein paar überraschenden Kurven, in denen wir uns im Train immer wieder gegenseitig überholt haben. Der Herodirt hat auf Grund des eher feuchten Wetters zu unserem Vergnügen beigetragen.
Der Salmon Run ist von einem ganz anderen Kaliber. Am Hang liegend, schmal, wurzelig, mit engen Switchbacks und einigen kleinen Drops erfordert er eine Menge Konzentration und an Überholen ist hier nicht zu denken. Im unteren Teil wird der Trail flacher und bleibt trotz einer Menge Steine des alten Flussbetts, woher wahrscheinlich der Name kommt, ziemlich flüssig, vorausgesetzt man hat noch genug Kraft um flowig zu fahren.
3. Wynyard und Dreamline
Beide Trails enden im Wynyard, der am Fernhill liegt und damit etwa 2km vom Stadtzentrum und Bikepark entfernt. Wovon wahrscheinlich schon viele von euch Videos gesehen haben, ist die Dreamline mit den größten öffentlich zugänglichen Sprüngen fürs Mountainbike. Und beim ersten Betrachten führte gedanklich kein Weg über einen einzigen der 10 – 20 Meter langen Doubles, die aber eher untypisch steile Absprünge haben. Deshalb verzogen wir uns erstmal auf den unteren Teil des Wynyards, der isoliert gesehen auch schon große Sprünge beinhaltete. Dort tasteten wir also erstmal vor. Mit ein paar langen Hip Sprüngen und 2 verschiedenen Holzrampen mit Mulchlandung ist das auch eine ziemlich geile Spielwiese.
Im Hinterkopf sind dann aber immer die großen Sprünge weiter oben am Berg. Der erste Stepdown kostet schon viel Überwindung und dann kommt mit wahrscheinlich 40 km/h eine 4 Meter hohe Wand auf einen zu. Nach einigen Anläufen und einigen Sprüngen über den ersten „richtigen“ Sprung konzentrierte ich mich auf den nächsten und hatte dann den wohl härtesten Einschlag meines Lebens. Das holte alle Beteiligten erstmal wieder auf den Boden zurück und zeigte uns was für einen krassen Sport wir eigentlich machen. Bei dem Sturz habe ich mir zum Glück nur den Daumen angebrochen, sodass ich mich die 2 nachfolgenden Wochen auf Fotos und Videos konzentrierte.
Dreamline Galerie
4. Coronet Peak
Von Queenstown aus sind es etwa 10km und einige Höhenmeter Anreise bis Mountainbikestrecken in Sicht kommen. Der bekannte Rude Rock Trail hat am Ende einen Parkplatz, sodass man auch bequem sein Auto dort parken kann, oder sich noch bequemer zum Start shutteln kann. Der Trail ist ein besserer Flow Trail mit epischen Aussichten und einer Menge Fahrspaß, es rumpelt aber vielleicht an 1 bis 2 Stellen. Ziemlich am Ende des Trails gibt es einen Abzweig auf einen technischeren Trail, der bei mir leider wegen Bauarbeiten gesperrt war.
Mein wirkliches Highlight war aber eine andere Strecke: in Trailforks als „Corotown“ zu finden, verbindet der 10km lange Trail den Slip Saddle mit dem Bush Creek und führt vom Coronet Peak bis nach Arrowtown. Nach der Auffahrt zum Skigebiet folgen allerdings erstmal 20 weitere Minuten Aufstieg auf dem Coronet XC Trail bis der Einstieg zum Slip Saddle erreicht ist. Dort wartet eine meist tiefe Rinne, steile Hänge und keine Catchberms auf hoffentlich versierte Fahrer. Beim ersten Downhill mit schmierigem Peanut Butter Boden kamen wir einfach manchmal nicht zum Stehen und kullerten irgendwie den Hang hinunter. Beim zweiten Downhill gab es etwas mehr Grip auf gefrorenem Boden, was aber immer noch keinen leichten Trail aus dem Slip Saddle macht. Beim Erreichen des Schilds „Bush Creek to Arrowtown“ kann erstmal aufgeatmet werden, denn ab dort wird’s entspannter. Allerdings bleiben die Füße bei den gefühlten 30 Flussdurchquerungen eher nicht trocken.
Das Video vermittelt einen Eindruck davon:
5. 7 Mile Bikepark
Selbstbeschreibend befindet sich dieses kleine aber feine Trailnetzwerk 7 Meilen außerhalb von Queenstown in Richtung Glenorchy. Parken sollte man auf dem Wilsons Bay Carpark anstatt dem auf Trailforks eingezeichneten Parkplatz. Von dort aus ist der Bikepark am einfachsten anhand eines Trails am Ufer des Lake Wakatipu zu erreichen.
„The Hub“ bildet etwas am Berg den Mittelpunkt des Parks und von dort aus ist die Flow Area oder Dream Area zu erreichen. Im Flow Bereich sind hauptsächlich gebaute Tracks zu finden, im Dream Bereich sind die Strecken eher naturbelassen. Auch wenn der 7 Mile Bikepark keine Unmengen an Streckenkilometern und Höhenmetern bietet, ist er einen zweistündigen Ausflug wert. Und nur hier ist es möglich, neben dem Bikepark natürlich, einfach eine kleine schnelle Runde zu fahren, wohingegen Fernhill Loop oder Strecken auf dem Coronet Peak mit mehr Aufwand verbunden sind.
Auf Trailforks findet man neben den vorgestellten Spots natürlich noch andere und es gibt zu viele Trails um jeden einzeln vorzustellen oder beschreiben zu können. Daher stellt dieser Text meine Highlights in Queenstown dar. Auf die 2 Strecken, die es in der Remarkables Ski Area geben soll, habe ich es leider gar nicht geschafft.
Danke fürs Lesen und viel Spaß beim Planen deines Trips,
Overmountain Oliver