Da ich im letzten Jahr bereits auf dem erweiterten Podium der Trailtrophy in Breitenbrunn stand, wollte ich unbedingt wieder hier starten. Als Dave absprang wegen Krankheit, fand sich zum Glück – der Apotheker meines Vertrauens – Sebastian als Mitfahrgelegenheit. Bereits am Freitagnachmittag ging´s gen Osten. In die funknetzfreie Zone. Wir rollten uns eine kleine Runde ein und speisten fürstlich zu Abend. Dabei verpasste ich leider die MDR Sendung „Schlager einer Stadt“ über Arnstadt, in der ich mitgespielt hatte. Oma hat´s bestimmt aufgenommen…
8 Uhr klingelte der Wecker, der Himmel war grau, zum Frühstück gab es einen kurzen Schauer. Da das Rennen erst nach dem Mittag startete, hatte das keinerlei Auswirkungen auf die staubtrockenen Streckenbedingungen. Mit etwas Aufregung präparierten wir die Räder und zogen uns an. Zusammen mit den Jungs von JenBike, mit denen ich in der Teamwertung als Ost-Thüringen Racing fuhr, schmuggelte ich mich in die 4. Startgruppe. Die Stages waren ähnlich wie im letzten Jahr.
Am Start von Stage 1 lockerte sich langsam meine Anspannung, vielleicht lockerte sich aber auch mehr im Rockgarden. Ein Mädel musste ich beiseite schreien, sorry dafür. Ich kam sauber runter und hatte nun mehr Selbstvertrauen gefasst. Stage 2 bestand aus 3 Trails des Trailcenters und war damit die längste des Wochenendes. Hieß: Kraftsparend anfangen und flowig über die Wellen drücken, dann möglichst sauber durch den Kyrill Trail stolpern, im Gegenanstieg alles aus mir rausholen (dort war ich bereits bis auf 50m an Sven rangefahren, was mich anspornte ohne Ende) und im letzten ruppigen Teil Nerven bewahren. Hier fuhr ich bis auf 10m auf den 30s vor mir gestarteten Sven auf, hieß ich war echt schnell unterwegs!
Dass ich Vollgas sprintete, merkte ich am innerlichen Zittern auf den Transfers.
Stage 3 ging bergan los und mündete in den schotterglatten Magic Moments Trail. Da die Kurven im Trailcenter wohl nicht für Rennmodus gebaut sind, musste man oft etwas zaghafter einfahren um nicht am Ende durch fehlenden Anlieger abzufliegen. Klappte gut, fühlte sich aber langsam an.
Auf Stage 4 ging es zur Hälfte ebenfalls zumindest flach her. Schnelle Kurvenwechsel forderten Mut. Unten angekommen fand ich Sven mit zerstörtem Reifen in der letzten Kurve. Nach Maxisalami, viel schütteln und pumpen, hielt der Reifen die Luft wieder. Die Anstiege zogen sich, Techtalk hier und Shittalk da vertrieben die Zeit. Mein Wasser war leer und an der vermeintlichen Verpflegungsstelle stand (noch) kein Kanister, sodass ich mir von Max und Basti was schlauchen musste.
Stage 5 ging wieder eher los als im letzten Jahr, also flach und dann rumpelig, recht lang, über Steine, und Brücken, in enge Kurven, endend in Wurzeln bergauf. Ich erwischte eine miese Linie und musste einbeinig einen kleinen Hang hochhoppeln. Hier hatte ich bestimmt die entscheidenden Sekunden liegen lassen, dachte ich.
Die letzte Stage am Samstag war noch kürzer als im Vorjahr. 44 Sekunden war hier meine Zeit in steinigen, staubenden Anliegern, wie ich sie eine Woche zuvor in Saalbach zur Genüge gefahren bin. Hin, her, her, hin, bis ich´s kapiert hab.
Im Ziel die große Überraschung. Ich konnte die Zeit von Mathias Sutter, dem Trailtrophy Dominator 2016 um 7,5s schlagen. Kein anderer vermochte die Zeit zu schlagen, sodass ich als Tagesschnellster mir nur ausmalen konnte wie aufgeregt ich am nächsten Morgen sein werde. Ich erregte auf jeden Fall Aufmerksamkeit. Viele fragende Gesichter beim Blick auf die Ergebisliste.
Das Asia-Griechische Abendessen war bombenmäßig und nach einer Runde auf dem Pumptrack war ich müde genug, um mich nach einer Blackroll-Einheit aufs Ohr zu legen.
Wecker 7:00 Uhr, erstmal Espresso aufm Gaskocher im Zimmer gekocht, danach Frühstück. Ich bekam kaum was rein. Etwas Hafer, etwas Obst, ein Ei, Puls wahrscheinlich auf 150.
Immerhin ging ich mit Führung in Tag 2, mit der Mission diese zu verteidigen. Ich wurde auf jeden Fall beäugt von den anderen in Startgruppe 1. Der Tage sollte sehr heiß werden, 9:15 Uhr war es aber sehr angenehm und perfekt um Bestzeiten zu fahren.
An Stage 7 waren wir eher als der Fotograf. Nach der obligatorischen Pinkelpause nahm ich die Stage unter die Stollen. Es war meiner Meinung nach die schönste des Wochenendes. Nach dem ersten Trail ging es über breiten Forstweg auf komplett unbefahrenen Waldboden. Zwischen Bäumen, Moos und Flatterband sah ich die Linie teilweise nicht. Nachdem mich dieser naturbelassene Teil wieder ausspuckte ging es über geniale Anlieger und Wellen in eine Highspeed-Gerade, unterbrochen durch S-Kurven, ins Ziel. Jetzt war ich wach, die Aufregung verflogen. Zusammen mit Wilfred van de Haterd, bei dem ich vor etwa 6 Jahren mal ein Techniktraining bekam, rollte ich zur Stage 8.
Wieder leicht bergauf am Start, wurde der Kurs wellig. Man konnte durch Treten gar keine Geschwindigkeit aufnehmen. Jetzt waren Pumptrackskills gefragt. Die Kurven kamen teilweise überraschen, sodass ich über beide Räder driftend ums Eck flog. Es machte einfach Bock!
Nummer 9 und 10 verwechsle ich wahrscheinlich. In einer machte ich jedenfalls kurz Bekanntschaft mit einem Baum, der mich auf Schrittgeschwindigkeit bremste, meinem Ehrgeiz aber keinen Abbruch tat. Die andere war flach und glatt wie Sau und der gefühlt 500m lange Sprint am Ende brachte meine Schenkel zum Glühen. Als XC Hase tut dieser Schmerz aber echt gut.
Die letzte Stage des WE auf dem Trail „Final Flow“ bekam von mir nochmal richtig Sporen. Die flachen Kurven bargen Sturzpotential, aber ohne mich! Zurück im Ziel wurde meine erneut perfekte Leistung bestätigt und mir fiel ein Stein vom Herzen. 4 Sekunden konnte ich Mathias am Sonntag nochmal abnehmen, das Rennen um einzelne Stages lief aber echt knapp. Wir gaben uns nie mehr als 2 Sekunden.
Mit einer Gesamtfahrzeit von 25:02 und knapp 12 Sekunden Vorsprung sicherte ich mir den Sieg bei einem Enduro Rennen! Ich war der schnellste von allen. Geiles Gefühl!
In der Teamwertung reichte es auch für den 2. Platz, sodass ich eine Menge Preise abstauben konnte.
Aber was sind Preise. Ich hatte endlich die Bestätigung: Ich habe das Potential bei den schnellen Jungs mitzumischen. Im letzten Jahr noch 50 Sekunden Rückstand auf Platz 1, habe ich viel dafür getan schneller zu werden. Und das ist erst der Anfang.