Na klar steht für uns der Spaß im Vordergrund und zusammen mit Felix ging es am heißesten Wochenende des Jahres mit Freibad und Kirmesgeschwoofe zum Wartburg Enduro nach Eisenach.
Kurzerhand mussten wir die Fahrräder in einen Polo verladen, was erstaunlicherweise ohne Probleme ging. Und schon ging nach einer Schüssel Nougat Bits und zweitem Kaffee die Post ab. Angekommen waren wir natürlich die letzten an der Anmeldung, danach gings gemächlich zum Training auf Stage 1. Die hatte es mit ein paar Sprüngen in sich, sodass es Sinn machte sie nicht auf Sicht zu fahren. Einen Zusatz gab es noch: der Rennlauf fand ohne Kette statt. Hieß: geschmeidig wie eine Katze fahren, den Speed durch die Kurven bringen und an jeder noch so kleinen Welle pumpen was geht! Klappte soweit ganz gut und wir fuhren auch recht früh in den Transfer zur nächsten Stage.
Dort bot sich ein wunderschöner Ausblick auf die Wartburg, den alle ankommenden erstmal für Selfies oder auch Fotos im Hochglanzniveau nutzten. Nach einem „aber nicht unnötig rauszögern“ des Streckenposten machte ich mich auf diese sehr flache Stage. Mit viel Getrete am Hang und ein paar kurzen technischen Passagen schlängelte sich der Weg gen Tal. Als ich eine gerade Linie übers Moos durch eine S-Kurve hindurch entdeckte und meine Antizipationsfähigkeit schnell genug war, diese zu nehmen, fühlte ich mich sau gut. Nachdem Felix und ein weiterer nach mir in der letzten hängenden Kurve ihr Vorderrad im Staub verloren, freute ich mich umso mehr dort geistesgegenwärtig mit ausgeklicktem Fuß durchgeschlittert zu sein.
Warm wars, aber musste ja weitergehen. Verpflegung gab es immerhin erst nach Stage 3. Dort standen der schnelle Local Wilfred van de Haterd und Nachwuchs als Starter und ich wurde gefragt ob ich auf Sieg fahre. Na klar, immer! Der echt eng gesteckte Baumslalom, der mir zwei massive Steher einbrachte, war sau glatt. Da machte auch die weiche Gummimischung der Reifen nicht mehr viel. Im Ziel gab es versöhnlichen Kuchen, Wasser und Konfekt. Perfekt um für zwei weitere Stages aufzutanken.
Die drückende Wärme ließ uns Gefühlt den Berg zur Hohen Sonne hochkriechen. So langsam sind wir echt selten unterwegs, waren damit aber trotzdem weit über dem Durchschnitt der Konditionsfähigkeit oder Motivation des Feldes. Stage 4 und 5 wurden erst nach unserem Eintreffen geöffnet. Die 4 startete sehr lose, hatte einiges zu treten mit überraschenden Wellen, einem steilen glatten Hang und komischen Auf- und Abfahrten vom breiten Wanderweg gegen den Hang. Dabei wurde mir eine Rückfahrt auf den Wanderweg zum Verhängnis. Der feste Boden war schmaler als er schien und warf mich zu Boden. Den halb geöffneten Schuh versuchte ich zum Glück nicht wieder zu schließen und gab Gas bis ins Ziel. Fluchend schloss ich den Schuh, sah noch einen stylischen 18o 20 Meter vor dem Ziel und etwas getrübt ging es weiter zum Finale des Tages.
Die Ausschilderung dorthin ließ teilweise zu wünschen übrig und wir hofften, dass Radfahrer in der von Wanderern gesehenen Richtung die ohne Motoren und Gepäckträger fahrenden Grauhaarigen auf dem Rennsteig waren. Glücklicherweise erreichten wir den Start und konnten ein paar Fahrer beim Versuch die erste 180-Grad-Kurve zu nehmen scheitern sehen. Mein Plan war: Easy von oben anfahren, umsetzen und nochmal alles geben. Aber freilich rutschte das Vorderrad durch etwas zu viel Geschwindigkeit auf dem glatten Boden weg. Ich landete im Grünen, warf mein Rad sofort auf den Weg zurück und sprang auf. Dann das schlimmste daran: der Lenker war um etwa 40 Grad verdreht, also absteigen, gerade drücken und weitermachen. 100% gerade bekam ich ihn natürlich nicht, was mich in der weiteren Fahrt auch etwas Zeit kostete. Ich konnte die wohl zweitschönste Stage des Tages nicht ganz genießen, denn in dem Moment war der Tag für mich gelaufen. Von der Stimmung her hielt das etwa 30 Minuten, die Ergebniszettel der Mitstreiter gaben mir die Sicherheit nicht auf dem Podest zu stehen, da ich etwa 20 Sekunden auf der letzten Stage verloren hatte. Schade Marmelade aber this is racing wie man so schön sagt.
Am Ende sprang für mich Rang 12 raus, womit ich von der Platzierung her nicht zufrieden bin. Ganze sechs Platzierte vor mir lagen in einer Reichweite von fünf Sekunden. Sehr ärgerlich! Felix erwischte nach einer Cross Fit Challenge am Freitag und dem folgenden Muskelkater seines Lebens einen schlechten Tag, landete aber auf einem super Platz 31. Fetter Respekt geht raus an Benjamin Prescher, der als eigentlich stärkster Fahrer des Tages Platz 2 erreichte. Denn wenn Locals bei einem Auf-Sicht-Rennen mit Bestzeiten auf 4 von 5 Stages gewinnen, zählt das einfach nicht.
Stage 1, 2, 3 und 5 hatte der RSV 2002 Eisenach ja echt schön angelegt, aber etwas Kritik äußere ich an Nummer 4 und wenigen Stellen der anderen Strecken, die auf einem solchen Rennen ohne Training schon sehr haarig waren. Eine etwas flowigere Absteckung oder Hinweise von Streckenposten oder durch Schilder nicht erst in einer der vielen spitzwinkligen Kurven hätte zu etwas mehr Fahrspaß verholfen. Trotzdem Danke an die Organisation und dass ihr es schafft ein solches Event auf die Beine zu stellen.
Klar wurde mir heute mal wieder: beim Enduro auf Sicht sind schnelle Entscheidungen gefordert. Nicht nur in der Wahl der Linie, sondern auch in der situationsbedingten Klemme bei einem Sturz. Da wird nur das nötigste gerichtet, ein verlorener Tacho oder ein halboffener Schuh sind Problemchen, um die man sich nach der Zieldurchfahrt kümmert. Diese Entscheidung kann im Ernstfall auch Sekunden ausmachen, die ein Zögern verursachen würde.
Nach dem Rennen habe ich festgestellt, dass mein einziges sturzfreies Enduro Rennen 2016 die Trailtrophy in Breitenbrunn war. Da ich dort gewinnen konnte lautet meine Schlussfolgerung: Mission Sturzfrei 2017 (und in Leogang). Etwas mehr Selbstvertrauen und mehr Training von Extremen könnten dabei helfen. Dazu geht es in einer Woche noch einmal nach Saalbach für ein kleines Trainingslager, frische Reifen für nach den vier Tagen sind schon bestellt!
Bis dahin, der Overmountain Oli